Sumpfschildkröte oder Kartoffel? – Der Kampf um Feuchtgebiete

Sumpfschildkröte oder Kartoffel? – Der Kampf um Feuchtgebiete
BA3
Mi, 25.09.2024 | 22:00 - 22:45

Gesellschaft (D 2024)

Moore und Flussauen gehören zu den bedrohtesten Landschaften Europas. Am Oberrhein findet derzeit ein außergewöhnliches Renaturierungsprojekt statt. Hier soll die Europäische Sumpfschildkröte wieder heimisch werden – und gleichzeitig als Botschafterin für Feuchtgebiete wirken. Denn die Lage ist dramatisch – auch in Bayern. 95 Prozent der Moore sind entwässert und über 40 Prozent der Tier- und Pflanzenarten bedroht. Die Europäische Sumpfschildkröte war einst weitverbreitet, heute ist sie Deutschlands seltenstes Reptil. Sie lebt in Flussauen und Sümpfen – manche behaupten, auch in Bayern. Unumstritten ist, dass ihr Lebensraum für den Klimaschutz äußerst wertvoll ist. Feuchtgebiete speichern große Mengen an Kohlenstoff und spielen daher eine entscheidende Rolle bei der Anpassung an den Klimawandel. Andererseits polarisieren sie auch – nicht nur wegen der Angst vor Stechmücken. Eine besonders konfliktträchtige Region in Bayern ist das Donaumoos. Es ist das größte Niedermoor Süddeutschlands. Es wurde vor rund 200 Jahren trockengelegt und ist heute Bayerns größtes Kartoffel-Anbaugebiet. Nun soll es wieder vernässt werden. Markus Söder hat die Wiedervernässung bereits vor drei Jahren zur Chefsache gemacht und 200 Millionen Euro dafür bereitgestellt. Doch so richtig in Gang kommen will sie nicht – auch wegen des Widerstands der Landwirte. Das Problem: Zu viel Nässe und Kartoffeln vertragen sich nicht. Im Grenzgebiet zu Frankreich nimmt das Renaturierungsprojekt hingegen Fahrt auf. Die ersten Schildkröten-Babys sind bereits geschlüpft. Sie sollen, wenn sie "erwachsen" sind, zu einem ausgewogenen Ökosystem beitragen. Sie übernehmen dann die Rolle einer Art "Gesundheitspolizei" in den Sümpfen und Flussauen. Zugleich sollen die beim Menschen so beliebten Tiere wieder zu mehr Akzeptanz ihres eher unbeliebten Lebensraums führen.