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MDR
Do, 10.10.2024 | 22:10 - 22:40

Kultur (D 2024)

Clemens Meyers Monumentalroman "Die Projektoren" Es ist ein monumentales Buch, das Clemens Meyer gerade veröffentlicht hat. Mehr als 1000 Seiten, in denen 8 Jahre Arbeit stecken. "Die Projektoren" heißt der Roman, der ein wirklich besonderes Werk ist. Es reicht von den Dreharbeiten zu den Karl-May-Verfilmungen im Jugoslawien der 1960er Jahre bis in die frühen 90er Jahre, wo auf den kroatischen Leinwand-Schlachtfeldern plötzlich ein echter Krieg tobt. Es schaut in der Biografie seines Helden, den alle nur "Cowboy" nennen, zurück bis in die Zeit der deutschen Besatzung und kommt schließlich im Jahr 2015 an. Ein Buch über fast ein Jahrhundert. Ein Jahrhundertbuch? Es ist für den Deutschen Buchpreis nominiert, der am 14.10. verliehen wird. Wir haben Clemens Meyer in Leipzig besucht und mit ihm über diesen Kraftakt gesprochen. Symbolisch weiß: Banner, Fahnen, Transparente. Was lange währt, wird langsam gut in Leipzig? Im Unterschied zum Berliner Einheitsdenkmal, das in einer Sackgasse steckengeblieben ist, gelang in Leipzig der nächste Schritt. Die Jury hat die Gewinner des neuen Wettbewerbes um das Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal gekürt. Vorausgegangen waren ein abgebrochener erster Wettbewerb, Irritationen wegen eines geeigneten Standortes sowie intensive Bürgerbefragungen. Aus ihnen resultierte die Entscheidung, das Denkmal solle in einen neu anzulegenden Stadtpark-Bereich auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz integriert werden. Den anonymen Denkmalwettbewerb hat jetzt ein Leipziger Team gewonnen, bestehend aus der Künstlerin Bea Meyer, dem Künstler und Architekten Michael Grzesiak und den Kollegen des Architekturbüros ZILA. Das Entwurfsteam plant ein dezentrales, sich dynamisch in die Parklandschaft einflechtendes Skulpturen-Ensemble. Grundlage der angestrebt feingliedrigen, aber überdimensionierten Gebilde sind "Banner, Fahnen, Transparente". Einerseits sollen sie als Reminiszenz an den Herbst 1989 erlebbar machen, wie aus Einzelstimmen eine Macht der Masse werden kann. Andererseits sind "Banner, Fahnen, Transparente" auch universelle Symbole der politischen Willensäußerung, weltweit und in Zukunft. Ihre mattweißen Flächen sollen ohne Aufschriften bleiben und gleichsam alle möglichen Projektionen hervorrufen – auch als ein Denk-Mal der Gewaltlosigkeit. So schnell wird es aber wohl auch in Leipzig nicht weitergehen: Der Park, in dem sich das Freiheits- und Einheitsdenkmal entfalten soll, muss erst einmal wachsen. Wer steuert wen? Puppentheater mit Rimini Protokoll im Kraftwerk Mitte Dresden Als Journalisten dürfen wir immer wieder wütende Vorwürfe hören: wir seien ferngesteuert – von der Regierung, den Eliten, Großkonzernen. Wir würden gar nicht merken, dass wir nur Marionetten sind. Jene zornigen Vorwürfe werden indes von Trollfabriken unterfüttert, mit abstrusen "Beweisen" und "alternativen Fakten" untermauert – sind also nicht die Vorwerfenden selbst die Marionetten? Die Wirklichkeit ist extrem komplex. Die Frage ist aber durchaus interessant: Wer spielt wen? Wer zieht wessen Strippen? Wie viel Freiheit haben wir in unseren Entscheidungen wirklich? Die kürzlich in das Kraftwerk Mitte umgezogene Dresdner Puppentheatersammlung hat neben ihrer großartigen Mitmachausstellung die Künstlergruppe des Rimini Protokolls eingeladen, eine Jahresausstellung zu inszenieren. Normalerweise arbeitet die Truppe mit authentischen Figuren, Theaterlaien, die ihre eigenen Erfahrungen, Fähigkeiten oder Erkenntnisse auf die Bühne bringen. In diesem Fall ist es Elon Musk, der als Holzmarionette, ausgestattet mit 14 Freiheitsgraden, über seine Erfindung, den muskelsteuernden Chip spricht – und, wie sich im Verlauf herausstellen wird – selbst von einer Maschine gesteuert wird. Authentisch sind diesmal: die Besucher. Sie werden so durch die Inszenierung geführt, dass sie sich mit sich selbst beschäftigen müssen, ihrem Spiegelbild, ihrem Gegenüber – und der Frage: Wer führt eigentlich wen? Wer will man selbst sein? "artour" war in beiden Teilen der Puppentheatersammlung und spricht mit Helgard Haug vom Rimini Protokoll und der Direktorin der Sammlung, Kathi Loch. Berührendes Musikporträt: "ZUCCHERO – Sugar Fornaciari" Ein Bauernsohn aus einer ärmlichen Gegend der Emilia Romagna entdeckt im Sound der Kirchenorgel seine Liebe zur Musik, versucht es selbst als Schlagerfuzzi, scheitert krachend, nimmt einen neuen Anlauf mit Blues, übersteht die jahrelange Depression nach einer gescheiterten Liebe und wird mit "Senza Una Donna", ohne eine Frau, aber unterstützt von prominenten Kollegen wie Sting oder Bono, zum international gefeierten Rockstar, dem einzigen italienischen Vertreter dieser Zunft: Das ist die Geschichte des Adelmo "Sugar" Fornaciari, in arte Zucchero – jetzt als in Bauch und Beine, vor allem aber zu Herzen gehende Musikdokumentation im Kino. Kulturkalender * "Dumme Jahre", Uraufführung eines Stückes von Thomas Freyer, Weimar, DNT – Redoute, 4.10. Premiere, 11.&15.10, 2.&24.11.2024 * "Unverschämte Schönheit", Fotoausstellung Kunstsammlung Jena bis 10.11.2024 * Verleihung des Literaturnobelpreises – Verkündung des Preisträgers/der Preisträgerin

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