Märkte der Welt
Indien: Der Blumenmarkt
Reisen (F 2023)
Schon früh am Morgen kommt die etwa 40-jährige Tamil Selvi mit der Auto-Rikscha zur Arbeit auf dem Blumenmarkt Mattuthavani in Madurai. Sie stellt Blumenketten her, die für Opfergaben in Tempeln oder als Glücksbringer gekauft werden. Zuerst verhandelt sie mit den Großhändlern über den Preis, denn ihr Tagesverdienst hängt davon ab, wie viel sie für den Jasmin bezahlen muss. Beim Kauf der Blumen achtet sie darauf, dass die Knospen schön fest sind, damit sie möglichst lange frisch bleiben. Während die Lieferanten den Jasmin kiloweise auf den Boden kippen, baut Großhändler Thirumurugan seinen Stand auf. Um den besten Umsatz zu machen, bietet er die Blumen sofort zum Verkauf an. Denn sobald im Laufe des Tages weitere Lieferungen eintreffen oder die Nachfrage nachlässt, kann auch der Preis für seine Blumen sinken. Die Großhändler agieren wie an der Börse. Rajeshwari, die mit dem Anbau von Jasmin ihr Geld verdient, ist mit ihren Pflückerinnen schon im Morgengrauen auf den Feldern unweit der Stadt. Je früher sie die Ernte auf den Markt bringen, desto bessere Preise lassen sich erzielen. Außerdem besteht die Gefahr, dass sich die wertvollen Knospen bei steigenden Temperaturen im Laufe des Tages öffnen. Die Preise schwanken ständig und auch die Bauern wissen nie, wie viel sie verdienen werden. Muthaya ist mit Tamil Selvi verheiratet, einer Jasmin-Kettenknüpferin. Von seinem Vater angelernt, stellt er in dem bescheidenen Häuschen des Paares Girlanden für Zeremonien her. Nach alter Tradition verbindet er die einzelnen Knospen mit einem Pflanzenfaden zu beeindruckenden Ketten. Jedes Mal, wenn seine Girlanden eine traditionelle Hochzeit schmücken, bürgt er mit seinem Namen dafür.